Geschafft

In der Sprache, die mich herausforderte
– und mich formte

Im September betrat ich das Klassenzimmer mit einem klaren Ziel: mich auf die DSD-Prüfung vorzubereiten – eine Prüfung, die nicht nur meine Worte, sondern meinen ganzen Weg bis hierhin testen würde. Von diesem Moment an schien jeder Tag wie eine neue Herausforderung. Monatelang, von September bis März, wurde mein Leben zu Lernen, Konzentration und Anstrengung. Meine Hefte wurden zu meinem Bett, und die Sprache – ein Kampf. Ich spürte, wie ich mich veränderte, wie ich mit jeder neuen Lektion wuchs. Jedes Mal, wenn ich mich müde fühlte, erinnerte ich mich daran, warum ich diesen Weg begonnen hatte. Es war schwer, aber auch auf seine eigene Weise schön – denn es zeigte mir, wie weit ich kommen kann, wenn ich nicht aufgebe. Der 26. März war kein gewöhnlicher Tag im Kalender. Es war der Tag, an dem ich all meine Mühe auf die Waage legte. Der Tag, an dem ich einer Prüfung gegenüberstand, die nicht nur meine Sprachkenntnisse testete – sondern auch meine Geduld, meinen Mut und mein Selbstvertrauen. An diesem Morgen klebten all meine Emotionen an mir – Angst, Hoffnung, Furcht, aber auch Stolz. Ich war da, Auge in Auge mit der Herausforderung, die mich geformt hatte. Es gab kein Zurück – nur nach vorne. Und doch war ich nicht allein. Lehrer, die mir ein Lächeln schenkten, als ich nicht mehr an mich glaubte. Familie, die an meiner Seite stand, und meine Schwester … die diesen Weg mit mir gegangen ist, nicht nur als Begleiterin, sondern als ein Teil davon. Wir betraten gemeinsam dieses Klassenzimmer – und gemeinsam trugen wir diese Prüfung, eine Last, die schwer war, aber uns wachsen ließ. Als ich die Prüfung beendete, fühlte es sich an, als würde eine Last von meiner Seele fallen. Ich wusste nicht, ob ich alles richtig gemacht hatte, aber ich wusste eines: ICH HATTE DEN MUT GEHABT.
Und manchmal ist Mut das, was zählt. Jetzt warte ich. Das Warten ist lang, still, ermüdend. Jeden Tag frage ich mich still: „Habe ich genug getan? Werde ich die Punkte erreichen?“

Und doch, tief in mir, brennt eine Hoffnung, die nicht erlischt – weil ich weiß, dass ich alles gegeben habe, was ich hatte. Es ist wirklich ein seltsames und überwältigendes Gefühl. Diese Prüfung ist für mich nicht nur ein Zertifikat. Sie ist der erste Schritt in ein Leben, das ich mir erträumt habe. Von dieser Prüfung habe ich gehofft – und hoffe ich immer noch –, dass sie viele gute Dinge bringen kann und zu meiner Zukunft beitragen wird. Und sie hat mir gezeigt, dass ich nicht mehr diejenige bin, die „nicht gut Deutsch kann“, sondern diejenige, die gekämpft und gewonnen hat. Ich sehe mich jetzt an und es scheint, als wäre ich eine andere Version meiner selbst – und ich weiß, dass der Weg noch lang ist. Ich warte jetzt nicht nur auf eine Antwort. Ich warte auf ein Siegel über all das, wofür ich gekämpft habe – über die Wörter, die ich nicht kannte und gelernt habe, über dieMomente, in denen ich aufgeben wollte, es aber nicht tat.
Denn ich war nicht bis hierher gekommen, um aufzugeben. Ichhabe auf diesen Moment mit meiner ganzen Seele gewartet. Nicht nur auf ein Ergebnis, sondern auf ein Gefühl, das mir sagt: „Jetzt weißt du selbst, wo du stehst.“ Und das ist mehr wert als jede Note – es ist meine Geschichte.

Mehr Infos zum DSD gibt’s hier:
https://www.kmk.org/themen/deutsches-sprachdiplom-dsd.html

Medina, BIKb, 17 Jahre, Kosovo

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