Anstand schreibt
man groß

Aus der Zeit gefallen?

Anstand – ein Begriff, der oft mit alten Werten assoziiert wird, aber heute relevanter denn je ist. In einer Welt, die von Schnelllebigkeit, Konflikten und Ungerechtigkeiten geprägt ist, scheint Respekt manchmal „aus der Zeit gefallen“ zu sein. Doch genau hier liegt unsere Verantwortung: Anstand ist nicht nur eine Tugend der Vergangenheit, sondern ein Fundament für eine bessere Zukunft.

Ob im Alltag, in zwischenmenschlichen Beziehungen oder in der Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen und historischen Fragen – Anstand zeigt sich in kleinen Gesten ebenso wie in großen Entscheidungen. Er bedeutet nicht nur Höflichkeit, sondern auch Gerechtigkeit, Mitgefühl und die Fähigkeit, Verantwortung zu übernehmen. Diese Seite lädt dazu ein, Anstand neu zu betrachten. Sie verbindet persönliche Geschichten mit gesellschaftlichen Themen, reflektiert über Gleichberechtigung, Respekt und die Lehren der Geschichte. Denn nur wenn wir verstehen, warum Werte wie Menschlichkeit und Fairness unersetzlich sind, können wir eine Zukunft gestalten, in der Anstand nicht aus der Zeit fällt – sondern sie prägt.

Aus meiner und eurer Stimme entsteht die Freiheit

Ich beginne bei mir selbst – mit Medina. Ein Mädchen in meiner Familie zu sein, war nie ein Hindernis. Ich bin in einem Haus mit fünf Schwestern und meiner Mutter aufgewachsen – sieben Frauen, sieben Herzen, die stark füreinander schlagen. In diesem warmen Kreis waren Liebe undUnterstützung Teil unseres Alltags. Sowohl im Kosovo als auch in Deutschland hatte ich die Freiheit, zu sprechen, zu lernen, zu träumen und ich selbst zu sein.
Unser Vater hat uns stets bedingungslos unterstützt – nicht nur, indem er uns alles Notwendige ermöglichte, sondern auch, indem er uns zeigte, was tiefer Respekt gegenüber einer Frau wirklich bedeutet. Auch unser Bruder, der einzige Junge unter uns, wuchs nicht mit einem Gefühl von Macht über seine Schwestern auf, sondern mit dem Bewusstsein, Verantwortung zu tragen – sie zu schützen und zu achten. Was mein Vater und mein Bruder getan haben – jeder auf seine Weise – ist für mich ein Vorbild, das ich zutiefst respektiere und mit Tränen in den Augen als das größte Geschenk meines Lebens in Erinnerung behalte. Für mich war es immer ein schönes Gefühl, ein Mädchen zu sein – eine Kraftquelle, die mir Sicherheit, Liebe und Freiheit gegeben hat.
Doch als ich nach Deutschland kam, lernte ich eine andere Realität kennen – eine schmerzhafte, erschütternde und oft schwer zu verarbeitende. In der Schule traf ich Mädchen aus verschiedenen Ländern. Ich hörte Geschichten, die mich sprachlos machten. Mädchen, die in ihren Herkunftsländern nicht zur Schule gehen durften, die als Minderjährige zwangsverheiratet wurden, die gelernt hatten, nicht zu sprechen, nicht zu träumen, nicht zu existieren. Einige waren vor dem Krieg geflohen, aber lebten noch immer im Krieg – mit Angst, Trauma und Erinnerungen.
Diese Geschichten haben meine Seele in zwei Teile gespalten: Ein Teil war voller Dankbarkeit für alles, was ich selbst gehabt hatte. Der andere konnte nicht mehr schweigen. Aber ich bin nicht blind gegenüber der Realität. Auch in meinem Land, in meiner Gesellschaft, gibt es noch immer Frauen, die keine Unterstützung erfahren. Ich habe mit Schmerz Geschichten gehört von Frauen, die durch Gewalt zerstört wurden – durch patriarchale Mentalitäten und Männer, die statt zu schützen, verletzt haben. Es gibt Mütter, die ihre Töchter in Angst großziehen. Mädchen, die sich nicht trauen, die Schule, den Beruf oder das Leben zu wählen, das sie wollen. Frauen, die in der Stille leiden – gefangen in einer Gesellschaft, die sie oft verurteilt, einschränkt und verletzt. Und das geschieht nicht nur weit weg – es geschieht auch hier, in unseren Vierteln, auf unseren Straßen, verborgen im Schweigen. Auch in Deutschland – in einem hochentwickelten Land – gibt es Ungleichheiten.
Ich habe selbst gesehen, wie Frauen und Männer am selben Arbeitsplatz mit denselben Aufgaben unterschiedlich bezahlt werden – Männer oft mehr.Das hat mich tief erschüttert. Denn Arbeit hat kein Geschlecht. Weder Einsatz noch Fähigkeit. Und doch spiegelt die Realität oft eine stille Ungerechtigkeit wider. Aber ich möchte eines klarstellen: Ich bin nicht gegen Männer. Im Gegenteil – ich bin dankbar für viele Männer, die mit ihrer Arbeit, ihrer Kraft und ihrem Herzen ihre Familien unterstützen und ihren Töchtern, Frauen und Schwestern zur Seite stehen. Es gibt Berufe, die körperlich sehr fordernd sind und die Männer mit Hingabe ausüben,um den Alltag zu tragen. Das verdient Respekt.
Doch Respekt darf keine Einbahnstraße sein. Auch die Arbeit und das Engagement einer Frau verdienen Anerkennung – und zwar gleichberechtigt. Genau deshalb fühle ich mich verpflichtet, zu sprechen. Ich will Ungerechtigkeit nicht als etwas „Normales“ hinnehmen. Freiheit und Gleichberechtigung dürfen kein Privileg sein. Sie müssen ein Recht für jedes Mädchen sein – überall, jederzeit.
Niemand wählt, wo er geboren wird. Aber jedes Mädchen verdient es, mit Liebe, Würde und Respekt aufzuwachsen – ohne Angst und ohne Schweigen. Ich stehe mit ganzem Herzen und ohne Vorbehalt an der Seite jedes Mädchens, das mit Ungerechtigkeit und Schwierigkeiten konfrontiert ist.
Ich hatte das Glück, eine Familie zu haben, die mich in jedem Schritt unterstützt hat – die mir beigebracht hat, dass es ein großes Geschenk ist, einMädchen zu sein. Eine Kraft, eine Quelle des Stolzes. Diese Unterstützung hat mir den Mut gegeben, die Stimme derer zu sein, die nicht gehört werden. Für ihre Rechte zu kämpfen. Und die Welt daran zu erinnern, dass Gleichberechtigung und Respekt das Fundament jeder Gesellschaft sein müssen.
Ein Mädchen zu sein, ist ein Geschenk – ein Geschenk, das mit all unserer Kraft geehrt und geschützt werden muss. Dieser Text ist jeder einzelnen Tochter gewidmet – für jeden ihrer Träume und für jede Zukunft, die sie sich wünscht und die sie – mit ihrer eigenen Stärke – immer erreichen kann, wenn sie für sich selbst kämpft. 

20.05.2025 | Medina, 17 Jahre, Kosovo, BIKb

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ERFAHRUNG

Für jedes Mädchen – überall.

20.05.2025 | Medina, BIKb

Das unsichtbare Band der Gesellschaft

Wir können nicht erwarten, dass Menschen anständig sind, wenn wir ihnen nicht mit Anstand begegnen. Anstand ist ein Wort mit vielen Facetten.

Was mir als Erstes in den Sinn kommt, ist, anderen zu helfen – sie respektvoll, ehrlich und fair zu behandeln.
Anstand zeigt sich nicht in großen Reden, sondern in den kleinen Dingen des Alltags: Jemandem die Tür aufhalten. Platz machen, damit jemand vorgehen kann. Hilfe anbieten, ohne dass darum gebeten wird. In meiner Kultur lernen wir von klein auf, älteren Menschen mit Achtung zu begegnen – ihnen zuzuhören, sie anzusprechen mit Respekt.

Diese Gesten sind still, aber kraftvoll. Gerade heute – in dieser Zeit, in der vieles brüchig scheint – brauchen wir Anstand mehr denn je: Für unsere Gesellschaft. Für unsere Menschlichkeit. Für unser Miteinander. Denn Anstand hat Wirkung. Er stärkt Vertrauen, vertieft Beziehungen und schafft die Grundlage für ein gutes Zusammenleben.

Anstand verbindet uns – leise, aber tief.

25.01.2025 | Redwan, 25 Jahre, Syrien, Auszubildender (HORSCH Maschinenbau GmbH)

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HALTUNG

Anstand beginnt bei uns.

25.01.2025 | Redwan, Auszubildender (HORSCH Maschinen GmbH)

Der Ort, an dem der
Mensch seine Seele verlor.

Als ich das Tor des Konzentrationslagers Flossenbürg öffnete, überkam mich sofort eine eisige Kälte. Die Luft war schwer, der Ort wirkte düster, durchdrungen von einem Schmerz, der auch nach so vielen Jahren nicht verschwunden war. Meine Schritte hallten leer auf den alten, steinernen Wegen – als würde ich auf zerbrochenen Erinnerungen gehen, auf Geschichten, die niemandem ganz erzählt werden konnten. An einer der kalten Mauern bemerkte ich eine Inschrift, die mir das Blut in den Adern gefrieren ließ: „Hier haben wir nicht nur die Kleidung verloren, sondern unsere Seele.“ Ich las es langsam, und jedes Wort brannte sich tief in meinen Geist ein. Menschen, um sich herum nur den Schatten des Todes – aber wie fühlt es sich an, wenn die Seele vor dem Körper stirbt?

Ich ging durch die Ruinen und stellte mir ihre Gesichter vor – Augen, die nach Hoffnung suchten, aber sich in der letzten Halt gebenden Erinnerung festklammerten. Aber ich fühlte mich schlecht dabei – warum durfte ich diesen Ort einfach wieder verlassen, während sie es nicht konnten? Ich wollte das Krematorium nicht sehen – den Ort, an dem Hunderttausende Körper zu Asche wurden. Ich spürte eine schwere Last auf meiner Brust und fühlte mich zu schwach, um diesen Ort zu ertragen. Keine Schreie mehr, keine Rufe – nur eine unheimliche Stille, die lauter war als jedes Geräusch.

Als ich Flossenbürg verließ, war ich nur froh, dass ich das Tor noch einmal tief atmend durchqueren und mein Leben weiterführen konnte. Sie – sie hatten diese Möglichkeit nie. Das hat mich demütig und traurig gemacht.

Flossenbürg ist nicht nur ein altes Lager. Es ist eine offene Wunde in der Geschichte der Menschheit – ein Beweis dafür, wie leicht ein Mensch zum Monster werden kann und wie schwer es ist, Mensch zu bleiben.

03.12.2024 | Medina, BIKb, 17 Jahre, Kosovo

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POLITIK

Der Ort, an dem der Mensch seine Seele verlor.

03.12.2024 | Medina, BIKb

Der Kampf der Albaner um Gleichberechtigung in Jugoslawien

Die Geschichte der Albaner in Jugoslawien ist geprägt von Herausforderungen, Ungerechtigkeiten und einem ständigen Kampf um die Bewahrung ihrer nationalen Identität. Während der jahrzehntelangen jugoslawischen Herrschaft wurden Albaner in vielen Bereichen diskriminiert – sei es in der Bildung, der Beschäftigung oder der politischen Repräsentation. Dennoch gaben sie ihren Widerstand nie auf.

Dieser Artikel beleuchtet die schwierige Zeit der Albaner in Jugoslawien, ihren Kampf für Gleichberechtigung und die langfristigen Auswirkungen dieser Epoche auf ihre heutige Identität.

Albaner im sozialistischen Jugoslawien
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Albaner in die Föderative Volksrepublik Jugoslawien integriert, hauptsächlich im Kosovo und in den westlichen Teilen des heutigen Nordmazedoniens. Während Tito eine Politik der Völkerfreundschaft propagierte, wurden die Albaner in vielen Bereichen benachteiligt. Besonders in den ersten Jahrzehnten wurden albanische Schulen und kulturelle Institutionen unterdrückt. Die albanische Sprache wurde in der Verwaltung kaum genutzt, und höhere Bildung auf Albanisch war stark eingeschränkt. Obwohl es im Laufe der Jahre einige Verbesserungen gab, blieb der Zugang zu Bildung und staatlichen Ämtern für Albaner deutlich eingeschränkt.

Diskriminierung und soziale Ausgrenzung
Die politische und wirtschaftliche Lage der Albaner war problematisch. In der jugoslawischen Verwaltung, Polizei und Armee waren sie stark unterrepräsentiert. Zudem erhielten albanisch geprägte Regionen weniger staatliche Investitionen, was zu wirtschaftlichen Benachteiligungen führte. In Mazedonien fühlten sich viele Albaner von öffentlichen Angelegenheiten ausgeschlossen. Ihre Sprache hatte keinen offiziellen Status, und ihre politischen Vertreter hatten oft nur begrenzten Einfluss. Gleichzeitig verstärkten staatlich geförderte Stereotypen das Bild der Albaner als rückständig oder separatistisch, was das gesellschaftliche Zusammenleben erschwerte.

Widerstand und der Kampf um Gleichberechtigung
Trotz der Diskriminierung leisteten die Albaner Widerstand. In den 1980er-Jahren kam es im Kosovo zu zahlreichen Protesten, in denen sie gleiche Rechte forderten. Diese Demonstrationen wurden oft mit harter Repression beantwortet, doch sie zeigten den starken Willen der Albaner, für ihre kulturelle und politische Anerkennung zu kämpfen. Auch in Mazedonien wurden albanische Rechte zunehmend eingefordert, insbesondere in den Bereichen Bildung und politische Vertretung. Doch erst nach dem Zerfall Jugoslawiens begannen größere Veränderungen, als Albaner in den neuen Nationalstaaten stärkere politische und gesellschaftliche Positionen einnehmen konnten.

Ein Staat, der Gleichheit predigt, aber ein ganzes Volk diskriminiert, besitzt weder Moral noch Gerechtigkeit – noch Anstand.
Respekt zeigt sich nicht in Worten, sondern in Taten – und Jugoslawien hat den Albanern diesen Respekt nie gezeigt. Die Geschichte vergisst nicht, und die Erinnerung an diese Ungerechtigkeit bleibt ein Mahnmal dafür, dass Würde und Gleichberechtigung nicht geschenkt, sondern erkämpft werden müssen.

14.01.2025 | Nazmije, BIKb, 17 Jahre, Nordmazedonien

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POLITIK

Vergessene Stimmen.

14.01.2025 | Nazmije, BIKb

Anstand – eine wichtige
Eigenschaft im Leben

Für mich bedeutet Anstand Respekt. Ohne Anstand und Respekt ist ein Mensch kein wahrer Mensch. Wenn wir mit anderen zusammenleben und ein gutes Leben führen wollen, müssen wir Respekt und Anstand haben. Meiner Meinung nach sind diese Werte ein wichtiger Teil des Lebens. Anstand wird in verschiedenen Ländern und Kulturen unterschiedlich verstanden. In meiner Heimat hat Anstand mehrere Bedeutungen. Ich nenne drei Beispiele:

Wenn jemand ältere Menschen respektiert, sie wertschätzt und sich um sie kümmert, dann zeigt diese Person Anstand.
   
Wenn eine Person mit Älteren spricht, aber aus Respekt den Blick senkt und ihnen nicht direkt in die Augen schaut, gilt das als Anstand.

In meiner Heimat wird es oft als Anstand angesehen, wenn besonders Mädchen sich an die Regeln ihrer Familie halten und keine eigene Meinung äußern, selbst wenn sie für sich selbst ein Recht einfordern. Wenn eine junge Frau zum Beispiel sagt, dass sie eine Ausbildung machen oder studieren möchte, aber dies gegen die Traditionen ihrer Familie verstößt, darf sie es nicht tun. Wenn sie dennoch ihren eigenen Weg geht und ihre Entscheidung trifft, wird sie oft aus der Familie ausgeschlossen und als unehrenhaft betrachtet.

Es gibt natürlich noch viele weitere Bedeutungen von Anstand, aber diese Beispiele zeigen, dass Anstand in verschiedenen Kulturen unterschiedlich wahrgenommen wird. Was in einer anderen Kultur ganz anders gesehen werden kann. Ich denke, dass echter Anstand bedeutet, Menschen gerecht zu behandeln und ihnen Respekt zu zeigen – egal, ob Mann oder Frau.

12.01.2015 | Brikhna, BIKc, 24 Jahre, Afghanistan

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KULTUR

Anstand –
eine wichtige Eigenschaft im Leben.

12.01.2025 | Brikhna, BIKc

... so schallt es zurück.

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Vor Kurzem bin ich mit dem Bus gefahren und habe etwas beobachtet, das mich nachdenklich gemacht hat. Die meisten Fahrgäste stiegen ein, ohne die Busfahrerin zu grüßen. Obwohl sie freundlich schaute, sagten viele nicht einmal „Hallo“ oder „Guten Tag“. Irgendwann fragte ich mich: Warum können die Leute heutzutage nicht einmal „Hallo“ sagen? Die Busfahrerin wirkte wirklich enttäuscht, weil ihr das wohl öfter passiert. Ich konnte sie verstehen, denn ein einfaches „Hallo“ zeigt Respekt.

Viele Menschen scheinen im Alltag zu vergessen, wie wichtig Höflichkeit ist. Es dauert nur eine Sekunde, jemanden zu grüßen, aber es macht einen großen Unterschied. Besonders bei Erwachsenen fällt mir auf: Wenn die Großen nicht höflich sind, warum sollten die Kinder dann lernen, es besser zumachen? Schließlich schauen Kinder sich das Verhalten der Erwachsenen ab. Dabei verdienen Menschen wie Busfahrerinnen und Busfahrer unseren Respekt, weil sie einen wichtigen Job machen.

Nach diesem Erlebnis habe ich mir vorgenommen, immer höflich zu sein. Seitdem sage ich jedes Mal „Hallo“ und „Danke“, wenn ich einsteige oder aussteige. Es kostet nichts, aber es zeigt Respekt. Ich glaube, dass wir alle im Alltag mehr darauf achten sollten, freundlich miteinander umzugehen.

Raed | BIKb, 20 Jahre, Syrien

Anstand macht glücklich

Als ich an der Bushaltestelle saß, kam ein älterer Mann heran, der müde aussah. Ich stand sofort auf und sagte ihm freundlich: „Bitte, Onkel, setzen Sie sich hier hin.“ Er bedankte sich mit einem breiten Lächeln und sagte: „Danke, mein Sohn.“
Höflichkeit erhebt den Menschen. Er setzte sich hin und sprach weiter mit mir über die Bedeutung von Respekt zwischen den Generationen. Er sprach fließend Arabisch, was die Unterhaltung angenehm und lehrreich machte. Ich war sehr stolz, ihn mit meiner einfachen Handlung glücklich gemacht zu haben und wie sich mein Tag durch diese Begegnung verbessert hat.

Ahmad | BIKb, 18 Jahre, Syrien

Die Wahrheit ist nicht süß

Ich verstehe nicht, warum manche Menschen die Wahrheit so sehr hassen. Vielleicht, weil sie mehr schmerzt als eine schöne Lüge. Vielleicht, weil sie sie zwingt, sich mit dem auseinanderzusetzen, was sie am liebsten verdrängen würden – vor anderen, aber vor allem vor sich selbst.

Ich habe gelernt, dass dich die Menschen nicht für das verurteilen, was du falsch machst, sondern für das, was du ehrlich aussprichst. Es ist mir oft passiert. Du sagst jemandem etwas Ehrliches, etwas, das er tief in seinem Inneren selbst weiß – aber anstatt es zu akzeptieren, schüttet er dich mit Hass zu. Warum? Weil die Wahrheit nicht süß ist. Weil sie nicht das ist, was die Leute hören wollen. Anstatt die Realität zu akzeptieren, haben sie mich angegriffen. Sie nannten mich schlecht, sagten, ich würde zu viel urteilen, dass ich über Dinge spreche, die mich nichts angingen. Sie haben mich schief angesehen, hinter meinem Rücken beleidigt und schlecht über mich geredet, als wäre ich das Problem – und nicht das, was ich gesagt habe. Als wären meine Worte Gift, nur weil sie sie dazu zwangen, eine Wahrheit zu sehen, die sie nicht akzeptieren wollten. Warum? Weil sie nicht geschmeckt hat. Ich habe nie zu der Masse dazugehört, die heuchlerisch lächelt und lügt, nur um es allen recht zu machen. Weil ich nicht geschmeichelt habe, nur um mir die falsche Zuneigung von Menschen zu erkaufen, die mich heute feiern und morgen verraten. Ich bin nicht perfekt. Ich tue nicht so, als wäre ich besser als andere. Aber eines weiß ich sicher: Ich bin nicht falsch. Ich verurteile niemanden, aber ich werde auch keine Kompromisse mit der Wahrheit eingehen. Und wenn jemandem das, was ich sage, wehtut, dann liegt das Problem nicht bei mir – sondern bei demjenigen, der nicht die Kraft hat, sich der Realität zu stellen.

Ich bin müde von Menschen, die sich hinter falschem Lächeln verstecken, die so tun, als würden sie einen mögen, aber einen im nächsten Moment fallen lassen, sobald man ihnen etwas sagt, das ihnen nicht passt. Ich bin müde von denen, die sich als gerecht ausgeglichen bezeichnen, aber in Wahrheit voller Neid sind. Für solche Leute habe ich keine Zeit. Und ich brauche auch nicht ihre Anerkennung. Ich werde immer ich selbst bleiben – mit meinen Worten, meinen Gedanken, meiner Wahrheit. Und wenn das bedeutet, dass ich einige Menschen verliere, dann waren sie nie wirklich an meiner Seite.
Denn lieber bin ich allein mit der Wahrheit, als umgeben von Lügen.

Nazmije | BIKb, 17 Jahre, Nordmazedonien

Cool bleiben

Alle Menschen sind gleich – Der Konflikt auf dem Fußballplatz
Es war ein normaler Tag, und ich war mit meinen Freunden auf einem Fußballplatz. Wir spielten fröhlich Fußball, während andere Menschen Basketball spielten oder ebenfalls Fußball. Die Stimmung war angenehm, und es machte mir richtig Spaß. Nach einer halben Stunde kam plötzlich ein Mann zu uns. Er sah wütend aus und sagte: „Was macht ihr hier? Geht ihr nach Hause. Ihr dürft hier nicht spielen.“ Wir waren überrascht und fragten ihn, warum er so etwas sagt. Wir wollten wissen, ob wir jemanden stören und einfach nur respektvoll nachfragen. Doch der Mann wollte uns nicht zuhören. Dann rief er die Polizei. Wir blieben dort, denn wir wussten, dass wir nichts falsch gemacht hatten. Als die Polizisten kamen, erklärten sie uns, dass wir für heute nach Hause gehen sollten, während sie mit dem Mann sprechen würden. Wir fühlten uns ungerecht behandelt, weil wir wussten, dass der Mann nicht ehrlich war.

Es war eine schwierige Situation, aber wir waren froh, dass wir uns anständig verhalten haben und ruhig geblieben sind. Später zu Hause dachte ich immer noch darüber nach. Obwohl es mich geärgert hat, wusste ich, dass es wichtig ist, auch in solchen Momenten respektvoll zu bleiben.

Faiz, BIKb, 18 Jahre, Afghanistan

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HALTUNG

Wie man in den Wald hineinruft ...

10.02.2025 | BIKa, BIKb, BIKc

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Meine Begegnung mit
Yadegar Asisis Werk.

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Im Frühling 2025 war ich in Berlin und habe dort zum ersten Mal ein Werk von Yadegar Asisi gesehen. Von dem Künstler hatte ich bis dahin noch nichts gewusst. Es war eine großartige Entdeckung. Nicht nur sein Werk, sondern auch seine Lebensgeschichte haben mich neugierig gemacht und zum Nachdenken angeregt. Ich wollte mehr über den Mann erfahren, der mit seinen monumentalen Panoramen Geschichte lebendig werden lässt – und dabei einen besonderen Blick auf Anstand und Menschlichkeit bewahrt. 

Asisi wurde während der Flucht seiner Mutter aus dem Iran in Wien geboren. Sein Vater, ein kommunistischer Offizier, wurde vom Schah von Persien hingerichtet. In der DDR wuchs er in Halle (Saale) und Leipzig auf und studierte Architektur in Dresden, bis er 1978 gezwungen wurde, das Land zu verlassen. In West-Berlin wandte er sich der Malerei zu und arbeitete als Architekt und Hochschullehrer, bevor er begann, mit seinen Panoramen Geschichte auf eine neue Weise zu vermitteln. Sein Werk DIE MAUER, das die Atmosphäre des geteilten Berlins der 1980er Jahre eindrucksvoll einfängt, hat mich tief beeindruckt. Es zeigt auf fesselnde Weise die Realität der Mauer und das Leben im Schatten der Teilung – von den Grenzanlagen und dem Todesstreifen bis hin zu den Menschen, die sich dort aufhielten: Punks, Künstler, Touristen und Soldaten, Menschen, die zur Arbeit eilten, einen Umzug machten oder gerade tankten. Auffallend war, dass das Leben auf der westlichen Seite „normal“ ablief, während man auf der anderen Seite kaum Menschen sah.

Ich habe den Kommunismus erlebt und spürte erneut Angst, als ich den Teil der DDR sah – die Soldaten, die verängstigten Menschen, die sich gegenseitig beobachteten. In einem Fenster auf der DDR-Seite stand ein Kind, das in den Westen schaute und wahrscheinlich nicht verstand, warum es zwei Welten gab: eine Diktatur und ein freies Land. Was mich besonders berührt hat, ist Asisis Umgang mit der Geschichte. Als jemand, der beide Systeme – Ost und West – selbst erlebt hat, verarbeitet er seine persönlichen Erfahrungen in einem Werk, das nicht urteilt, sondern zum Nachdenken anregt. Gerade in der Auseinandersetzung mit Vergangenheit und politischen Umbrüchen ist für mich Anstand entscheidend. Asisi begegnet der Geschichte mit Respekt – gegenüber den Menschen, ihren Schicksalen und den komplexen Realitäten dieser Zeit. Statt einfache Antworten zu liefern, schafft er Räume für verschiedene Perspektiven und Emotionen. 

Seine Ausstellung am Checkpoint Charlie in Berlin ist heute ein wichtiger Ort des Erinnerns – und für mich ein eindrucksvolles Erlebnis, das mich noch lange beschäftigen wird. Sie zeigt uns nicht nur, wie sehr uns diese Geschichte betrifft, sondern erinnert uns auch daran, dass wir aus der Vergangenheit lernen sollten, um die Werte von Freiheit, Menschlichkeit und ANSTAND zu bewahren. 

31.01.2025 | Jolanta, Lehrkraft

Portrait
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KULTUR | POLITIK

Geschichte, Kunst und Anstand.

31.01.2025 | Jolanta, LK

Nëna Terezë

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Jedes Mal, wenn ich an Nëna Terezë (Mutter Teresa) denke, spüre ich etwas in mir… Ich weiß nicht, ob es Schmerz, Sehnsucht oder eine Art Traurigkeit ist, die ich nicht in Worte fassen kann. Vielleicht liegt es daran, dass wir heute in einer Welt leben, in der Egoismus immer mehr über Mitgefühl triumphiert, in einer kalten und gefühllosen Welt. Doch die Geschichte von Nëna Tetezë (Mutter Teresa) bleibt eine Erinnerung an die Existenz der Güte. Sie war nicht nur eine Frau mit einem großen Herzen – sie war die personifizierte Liebe, eine Kraft, die die ganze Welt herausforderte. Während wir in Komfort und Gleichgültigkeit leben, ging sie barfuß durch die Straßen von Kalkutta, beugte sich über die Menschen und schenkte ihnen eine Berührung, ein Lächeln und Hoffnung. Sie hielt genau an den Straßen inne, wo Tausende von Frauen, Männern, alten Menschen und Kindern im Sterben lagen, von anderen als „wertlos“ betrachtet. Doch sie kam und zeigte ihnen, dass sie nicht allein waren, dass sie wichtig waren.

Könnt ihr euch vorstellen, wie oft sie das getan hat? Wie viele Menschen sie gerettet hat, wie viele Leben sie berührt hat, die sonst in Vergessenheit geraten wären? Was Nëna Terezë tat, kann nicht in Medaillen oder Preisen gemessen werden. Es kann nur in den Freudentränen und das Lächeln derer gemessen werden, die in ihren Armen würdevoll sterben durften. In jedem Herzen, das Schmerz gespürt hat, in jeder Mutter, die um ihr Kind geweint hat, und in jeder Hand, die sich ausgestreckt hat, um einem anderen zu helfen, lebt der Geist von Mutter Teresa weiter.

Und wenn wir für einen Moment innehalten und uns umsehen, werden wir erkennen, dass es noch so viel zu tun gibt, dass wir noch so viel zu geben haben – sei es durch Worte oder Taten. Und sie hat dies besser bewiesen als jeder andere. Erinnert euch daran, wie eine einzige Frau mit kleinen Händen die Welt verändert hat. Wenn es ein Wunder in dieser Welt gab, dann war es Nëna Terezë selbst. Und dieses Wunder hieß Liebe und Anstand – etwas, das niemals vergehen wird. Ein Wort heilt ein Herz. Eine Berührung bringt Hoffnung zurück. Ein Lächeln erhellt die Dunkelheit.

Medina | BIKb, 17 Jahre, Kosovo

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KULTUR | GESCHICHTE

Die kleinen Hände, die
die Welt veränderten.

13.03.2025 | Medina, BIKb

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... es zählt das Handeln.

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In unserer heutigen Welt reden viele über „Respekt gegenüber anderen Glaubensrichtungen“.
Wir behaupten, unsere Religion sei die vollkommenste, unsere Kultur die reichste und unser Weg der beste.
Aber leben wir das auch wirklich?

Dschalal ad-Din Rumi sagte einmal:
„هر کسی از ظن خود شد یار من / از درون من نجست اسرار من“
„Jeder wurde mein Freund nach seinem eigenen Verständnis, doch niemand suchte das Geheimnis in meinem Inneren.“
Diese Worte erinnern uns daran, dass unser Urteil oft auf Annahmen basiert – nicht auf echtem Verstehen. Viele sprechen von Religionsfreiheit – und doch erleben wir im Alltag, in der Schule, auf der Straße oder in sozialen Medien, wie Menschen wegen ihres Glaubens, ihrer Sprache oder ihres Aussehens verspottet werden. Das widerspricht allem, was wir als fair und menschlich ansehen – und schwächt unser Zusammenleben.

Der Dichter Saadi schrieb:
„به‌کار گل ز سنبل نباید شست / که هر چیز جای خویش نیکوست“
„Man sollte Rosen nicht mit Hyazinthen waschen, denn jede Sache ist an ihrem Platz am schönsten.“
Das heißt: Jeder Mensch, jede Kultur, jede Überzeugung hat ihren eigenen Wert – und verdient Respekt.

Im Koran heißt es:
„لَكُمْ دِينُكُمْ وَلِيَ دِينِ“ (Sure al-Kafirun, Vers 6)
„Euer Glaube sei euch, und mein Glaube sei mir.“
Ein klarer Aufruf zu Toleranz – nicht zu Spott oder Abwertung.

Auch im Christentum steht:
„Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.“ (Matthäus 22,39)
Doch leben wir wirklich mit dieser Liebe im Herzen?

Im Judentum heißt es im Buch Levitikus:
„Der Fremde, der unter euch lebt, soll euch wie ein Einheimischer gelten, und du sollst ihn lieben wie dich selbst.“
Denn auch ihr seid einmal Fremde gewesen. Ein Aufruf zu Menschlichkeit und Empathie – damals wie heute.

Der Philosoph Friedrich Nietzsche schrieb:
„Wer die Wahrheit kennt und sie nicht zur Wahrheit macht, der ist ein Lügner.“
Wissen allein genügt nicht – wir müssen handeln.

Albert Einstein sagte:
„Wahre Religiosität zeigt sich in Güte und Bescheidenheit, nicht in Show und Behauptung.“

Und Zarathustra, der große persische Denker, lehrte:
„Gute Gedanken, gute Worte, gute Taten.“
Nicht nur reden – sondern wirklich leben, was wir glauben.
Wenn wir wirklich überzeugt sind, dass unsere Religion die beste ist – sollten wir dieFreundlichsten sein.

Wenn wir unsere Kultur als besonders wertvoll sehen – sollten wir besonders offen und respektvoll mit anderen umgehen.
Und wenn wir über Respekt sprechen – sollten wir bei uns selbst anfangen. Denn am Ende zählt nicht, was wir sagen – sondern wie wir leben.

Die beste Religion ist dieMenschlichkeit – doch sie hat nur wenige Anhänger.
Lasst uns nicht nur über Respekt sprechen – sondern ihn leben.
In unserer Klasse, auf dem Pausenhof, in der Gruppe, in jedem Gespräch. Denn echte Menschlichkeit beginnt immer bei uns selbst.

13.04.2025 | Fatemeh, BIKb, 16 Jahre, Iran

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HALTUNG

Behauptungen reichen nicht ...

13.04.2025 | Fatemeh, BIKb

... sich gegenseitig zu bereichern.

Für mich bedeutet ein glückliches Leben, mit einem Mann eine Familie zu gründen und gemeinsam durchs Leben zu gehen. Ich bin der Überzeugung, dass sich eine wahre Beziehung zwischen einer Frau und einem Mann besonders in schwierigen Zeiten zeigt. Eine vertrauensvolle Partnerschaft zeichnet sich dadurch aus, dass beide gemeinsam Herausforderungen meistern, bedeutende Momente teilen und miteinander wachsen.

In einer Beziehung sollten beide Partner voneinander lernen und ihre Liebe aktiv zum Ausdruck bringen. Wer sich eine gemeinsame Zukunft wünscht, sollte dies nicht nur durch Worte, sondern auch durch Taten zeigen – indem er Verantwortung übernimmt, Entscheidungen trifft und gemeinsam an der Beziehung arbeitet.

Ich bin der Meinung, dass ich den richtigen Partner nicht nur finden, sondern ihn auch wirklich gut kennenlernen muss. Dafür ist es wichtig, zunächst eine gewisse Zeit mit ihm zusammenzuleben, um ihn in verschiedenen Lebenssituationen zu erleben und besser zu verstehen.

Ich bin außerdem der Überzeugung, dass wahre Freundschaft sich besonders in schwierigen Zeiten zeigt. Vertrauenswürdige Freunde lassen einander nicht im Stich, sondern unterstützen sich gegenseitig, um ihr Leben zu verbessern. Gemeinsam erleben sie unvergessliche Momente und meistern Herausforderungen. Wenn ich Probleme habe, vertraue ich mich meinen Freunden an, denn gemeinsam finden wir immer eine Lösung. Ich bin dankbar, dass ich zwei bis drei enge Freunde habe, mit denen ich alles teilen kann und die mir stets zur Seite stehen.

Einige meiner Freunde leben in Moldawien, doch trotz der Entfernung bleiben wir in Kontakt. Seit meinem Umzug nach Deutschland vor einem Jahr sprechen wir regelmäßig miteinander, und jedes Gespräch fühlt sich an, als wären wir nie getrennt gewesen. Hier in Deutschland habe ich ebenfalls einen guten Freund gefunden. Er stammt aus Kasachstan und ist ein sehr sympathischer Mensch. Mit ihm verbringe ich gerne Zeit – wir gehen zusammen spazieren, probieren neue Dinge aus und lernen voneinander. Unsere Freundschaft bereichert mein Leben und schenkt mir wertvolle Erlebnisse.

Cristina | BIKc, 18 Jahre, Moldawien

... unverzichtbar im Miteinander.

Anstand ist ein Begriff, der für gutes, respektvolles, höfliches und moralisch angemessenes Verhalten steht. Er zeigt sich besonders im Umgang mit anderen Menschen und ist ein wichtiger Bestandteil des gesellschaftlichen Zusammenlebens.

Respektvolles Verhalten bedeutet, anderen Menschen mit Freundlichkeit, Höflichkeit und Rücksicht zu begegnen. Es zeigt sich in der Art und Weise, wie wir miteinander sprechen, einander zuhören und aufeinander eingehen. Eine respektvolle Kommunikation ist geprägt von Achtung und Wertschätzung – unabhängig davon, wie alt oder in welcher Lebenssituation die andere Person ist.

Wertschätzung drückt sich darin aus, dass man dem Gegenüber echtes Interesse entgegenbringt und sich liebevoll sowie aufmerksam verhält. Wer andere respektiert, zeigt automatisch auch Wertschätzung für ihre Persönlichkeit und ihr Dasein.

Ein weiterer Ausdruck von Anstand ist Hilfsbereitschaft. Wer hilfsbereit ist, bietet Unterstützung an, wenn jemand Hilfe braucht – sei es im Alltag oder in Notsituationen. Besonders in ernsten Momenten, wie zum Beispiel bei einem Unfall, ist es nicht nur selbstverständlich, sondern sogar eine moralische Pflicht, Hilfe zu leisten.

Yasmine | BIKc, 18 Jahre, Elfenbeinküste

Meiner Meinung nach zeigt sich Anstand vor allem darin, dass man die Meinungen anderer respektiert. Dazu gehört auch, eine sorgfältige Wortwahl zu treffen, um niemanden ungewollt zu verletzen. Anständig ist es, keine zu persönlichen Fragen zu stellen – etwa zum Alter oder zu privaten Angelegenheiten – und auf unnötige Vergleiche zwischen Menschen zu verzichten. Ebenso wichtig ist es, die Gefühle anderer ernst zu nehmen und ihnen mit Rücksicht und Respekt zu begegnen.

Anstand in der Schule zeigt sich zum Beispiel darin, dass man den Lehrkräften mit Höflichkeit begegnet, ihnen in die Augen schaut und beim Sprechen aufsteht. Es gehört dazu, sich respektvoll zu verhalten, nicht unnötig zu diskutieren oder ihnen zu widersprechen. Auch das äußere Erscheinungsbild spielt eine Rolle: Angemessene Kleidung und ein dezenter Umgang mit Make-up drücken Wertschätzung gegenüber dem schulischen Umfeld aus.

In Deutschland legt man generell großen Wert auf respektvolles Verhalten gegenüber Lehrkräften und Mitschülern. Dazu zählt, aufmerksam zuzuhören, andere nicht zu unterbrechen und in Gesprächen höflich zu bleiben. Unhöfliches oder aggressives Verhalten wird hingegen als unangemessen empfunden und stört das harmonische Miteinander.

Hadeel, BIKb, 20 Jahre, Syrien

Anstand zeigt sich in vielen kleinen, aber bedeutenden Gesten des Alltags. Es beginnt damit, höfliche Worte wie „Bitte“ und „Danke“ zu verwenden und auch in schwierigen Situationen freundlich zu bleiben. Wer Anstand hat, bietet älteren Menschen in der Bahn einen Sitzplatz an und entschuldigt sich, wenn ein Fehler passiert ist. Dazu gehört auch, anderen aufmerksam zuzuhören und sie ausreden zu lassen, anstatt unfreundliche Kommentare abzugeben. Hilfsbereitschaft ist ein weiterer Ausdruck von Anstand – etwa, wenn man jemandem in einer schwierigen Lage beisteht, ohne zu zögern. Gleichzeitig bedeutet es auch, eigene persönliche Probleme nicht auf andere zu übertragen. Rücksichtnahme zeigt sich ebenso im Umgang mit Ressourcen: Wer anständig handelt, achtet auf einen sparsamen Verbrauch von Wasser und Energie. Auch in Diskussionen ist Anstand wichtig: Man verhält sich fair, lässt andere Meinungen zu und bleibt respektvoll. Generell bedeutet es, allen Menschen mit Achtung zu begegnen – unabhängig von Herkunft, Alter oder Meinung. In der Öffentlichkeit zeigt sich Anstand beispielsweise dadurch, dass man nicht laut telefoniert, in einer Schlange geduldig wartet und pünktlich zu Verabredungen erscheint. Nach einem Besuch bedankt man sich – eine kleine Geste, die viel über den eigenen Charakter aussagt.

Karyna | BIKa

In einer Welt, die von Eile, Wettbewerb und Nutzen getrieben ist, wird Anstand zum stillen Widerstand – ein Akt der inneren Aufrichtigkeit. Vielleicht wird er nicht immer gesehen oder gelobt, doch wie ein feiner Duft erfüllt er den Raum mit Echtheit. Anstand ist nicht laut, aber stark und macht uns wirklich menschlich.

Amir | BIKVb, 17 Jahre, Afghanistan

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HALTUNG

Anstand ist ...

24.02.2025 | BIKa, BIKb, BIKVb, BIKc

Bleib dir treu.

Es gibt Momente im Leben, in denen wir uns fragen: Wer bin ich wirklich? Bin ich die Person, die ich in der Öffentlichkeit zeige, oder die, die ich tief in mir spüre? In einer Welt, in der viele Menschen Masken tragen – sei es aus Angst vor Unsicherheit oder aus dem Wunsch, dazuzugehören – wird Ehrlichkeit oft als naive Schwäche angesehen. Aber was wäre, wenn sie in Wahrheit die mutigste Art wäre, die wir wählen können?

Ich habe mich oft gefragt, warum es manchen Menschen so leicht fällt, sich zu verstellen. Vielleicht, weil es sich richtig anfühlt? Weil es weniger wehtut, wenn man nicht angreifbar ist? Weil man mehr gemocht wird, wenn man das sagt, was andere hören wollen? Ich erinnere mich an eine Zeit, in der ich selbst versucht habe, mich anzupassen. Ich lächelte, wenn es erwartet wurde, schwieg, wenn ich reden wollte, und tat so, als wäre alles in Ordnung, auch wenn es das nicht war. Und doch, in all diesen Momenten, in denen ich mich der Welt perfekt präsentierte, fühlte ich mich innerlich leer. Denn was bringt es, gemocht zu werden, wenn es nicht die wahre Version von mir ist, die geliebt wird?

Ehrlich zu sein bedeutet nicht nur, keine Lügen zu erzählen. Es bedeutet auch, sich selbst treu zu bleiben – egal, was es kostet. Es bedeutet, „Nein“ zusagen, wenn etwas nicht richtig ist, und auch „Ja“ zu sagen, wenn es sich richtig anfühlt. Es bedeutet, Fehler zuzugeben, anstatt sich hinter Ausreden zu verstecken. Und vor allem bedeutet es, keine Angst zu haben, das wahre Ich zu zeigen – mit all seinen Ecken und Kanten. Ich habe gelernt, dass Ehrlichkeit manchmal unbequem ist. Sie kann dazu führen, dass Menschen dich verlassen, dass du als zu direkt oder zu anders angesehen wirst. Aber die, die bleiben, sind die, die dich wirklich verstehen. Die, die deine Echtheit schätzen, statt sich von deiner Maske blenden zulassen.

Die Welt belohnt oft die Lautesten, die Anpassungsfähigsten, die, die sagen, was alle hören wollen. Aber was wäre, wenn wir stattdessen diejenigen feiern, die authentisch sind? Die, die sich nicht verbiegen, nur um zugefallen? Vielleicht ist es an der Zeit, unsere Masken abzulegen – eine nach der anderen. Vielleicht sollten wir wieder lernen, ehrlich zu sein, auch wenn es uns verletzlich macht. Denn in einer Welt voller Fassaden ist Echtheit das Wertvollste, das wir besitzen können. Für mich war dies eine wichtige Lektion: zu leben, ohne Angst zu haben und einfach ich selbst zu sein. Denn nur so kann ich wirklich glücklich und wahrhaftig leben.

Nazmije | BIKb, 17 Jahre, Nordmazedonien

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ERFAHRUNG

Ehrlichkeit in einer Welt voller Masken.

12.01.2025 | Nazmije, BIKb

Arabische Sprichwörter

Inder arabischen Kultur haben Sprichwörter eine lange Tradition – sie sind Ausdruck von Lebensweisheit, Erfahrung und moralischen Werten, die über Generationen weitergegeben werden. Besonders dem Thema Anstand wird dabei große Bedeutung beigemessen. Die folgenden Redewendungen zeigen, wie tief verankert Respekt, Würde und Mitmenschlichkeit in dieser Kultur sind. Ihre poetische Sprache berührt – und erinnert daran, wie zeitlos und universell menschliche Werte sein können.

Anstand ist …
Wer respektiert werden will, sollte selbst mit Respekt begegnen – denn Anstand beginnt im eigenen Verhalten. Er ist das Licht in dunklen Zeiten und bringt Menschen selbst in schwierigen Momenten einander näher. Manchmal ist ein Freund wie ein Bruder, auch wenn ihn deine Mutter nicht geboren hat – und Anstand hilft, solche tiefen Bindungen zu schaffen. Anstand bewahrt nicht nur die eigene Ehre, er lässt auch die Herzen erblühen und schenkt dem Leben Würde. Wer sich selbst zur Disziplin erzieht, erwirbt die Liebe und Achtung anderer. Anstand ist ein stiller Reichtum, der nicht gestohlen werden kann – und die Spuren, die er hinterlässt, erzählen vom wahren Wesen eines Menschen. Er ist mehr als ein moralischer Wert – er ist das wahre Glück, das innere Stärke und äußere Harmonie vereint. Ganze Nationen gewinnen an Größe durch anständiges Handeln, denn Anstand steht über allem. Er ist der unsichtbare Schmuck des Verstandes – ein Zeichen innerer Reife, das sich in Worten und Taten zeigt.

Midyen | BIKb, 19 Jahre, Syrien

Zwischen zwei Kulturen

In Afghanistan zeigen wir unseren Lehrerinnen und Lehrern auf besondere Weise Respekt. Wenn eine Lehrkraft den Raum betritt, stehen wir auf und begrüßen sie mit einem „Salam“ oder „Hallo“. Auch wenn wir etwas sagen möchten – zum Beispiel eine Frage stellen oder eine Antwort geben – müssen wir aufstehen. Genauso, wenn wir aus dem Buch vorlesen oder über unsere Hausaufgaben sprechen. Oft gehen wir sogar nach vorn an die Tafel. Diese Regeln gelten als Zeichen von Höflichkeit und Achtung. Wenn man sich nicht daran hält, gilt das als respektlos – und die Lehrerin oder der Lehrer kann richtig wütend werden.

Für mich war das nicht immer leicht. Es war zwar eine Form des Respekts, aber gleichzeitig auch anstrengend und ungewohnt. Trotzdem mussten wir es tun, weil es ein Teil der Kultur ist. In Deutschland habe ich schnell gemerkt: Hier ist vieles ganz anders. Wenn man im Unterricht ohne Aufforderung aufsteht oder zur Tafel geht, kann das sogar als unhöflich wirken. Respekt wird hier auf andere Weise gezeigt – zum Beispiel durch Aufmerksamkeit, Zuhören oder einen höflichen Ton.

Diese Unterschiede zu erleben, war manchmal verwirrend – aber sie haben mir auch geholfen zu verstehen, dass Respekt viele Gesichter haben kann. In jeder Kultur sieht er ein bisschen anders aus.

Samira | BIKb, 19 Jahre, Afghanistan

Ein Blick über die Grenzen.

Respekt ist ein Wert, der überall auf der Welt eine wichtige Rolle spielt – doch er zeigt sich in jeder Kultur auf unterschiedliche Weise.

In der arabischen Kultur gehört es zum guten Ton, in der Nähe von älteren Menschen leise und zurückhaltend zu sprechen. Großzügige Gastfreundschaft ist ein Zeichen von Respekt und Herzlichkeit – Gäste werden wie Könige behandelt. In vielen westlichen Kulturen ist das Händeschütteln eine übliche Form der Begrüßung und des Respekts. Besonders wichtig ist hier auch der Schutz der Privatsphäre und des persönlichen Raums – wer diesen wahrt, zeigt Rücksicht und Höflichkeit. In asiatischen Ländern wie Japan und China ist das Verbeugen eine respektvolle Geste zur Begrüßung. Auch Schweigen wird dort nicht als peinlich empfunden, sondern oft als Ausdruck von Höflichkeit und Nachdenklichkeit verstanden. In vielen afrikanischen Kulturen sind Gäste besonders willkommen. Man spricht höflich, zeigt Respekt im Tonfall und legt großen Wert auf Gemeinschaft. Soziale Teilhabe ist hier ein zentraler Wert – man ist füreinander da. In der indischen Kultur wird Respekt gegenüber Älteren durch das Berühren ihrer Füße gezeigt – eine Geste tiefer Achtung. Auch das Annehmen von angebotenen Speisen gilt als höflich, ähnlich wie in der arabischen Tradition der Gastfreundschaft. In Lateinamerika begegnet man sich oft herzlich – mit einem kräftigen Händedruck oder sogar einer Umarmung zur Begrüßung. Nähe und Wärme sind Ausdruck von Respekt und Verbundenheit.

Hadeel | BIKb, 20 Jahre, Syrien

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KULTUR

Die Weisheit des Anstands.

05.03.2025 | BIKb

Kleines Experiment – große Wirkung

Was bedeutet eigentlich Anstand? Für uns heißt das: gutes Benehmen, Respekt und Höflichkeit im Alltag. Anstand zeigt sich in kleinen Gesten – zum Beispiel, wenn man „Bitte“ und „Danke“ sagt, jemandem die Tür aufhält oder einer älteren Person den Sitzplatz anbietet. Solche Verhaltensweisen machen das Zusammenleben nicht nur angenehmer, sondern schaffen auch eine freundliche, respektvolle Atmosphäre in der Gesellschaft. Anstand hilft, Konflikte zu vermeiden, und stärkt das Vertrauen zwischen Menschen.

Wir wollten wissen: Verändert sich etwas, wenn man ganz bewusst höflich und rücksichtsvoll handelt? Deshalb haben wir ein kleines Experiment gemacht – eine Woche lang haben wir ausprobiert, wie sich Anstand im Alltag auswirkt. Wir haben freundlich gegrüßt, anderen die Tür aufgehalten, konsequent „Bitte“ und „Danke“ gesagt und unseren Sitzplatz in der Bahn angeboten. Unsere Beobachtungen waren spannend:

Tag 1–2:
Viele Menschen waren überrascht. Manche haben sich bedankt, andere haben einfach nichts gesagt.
Tag 3–5:
Wir haben gemerkt, dass immer mehr Menschen positiv reagieren – manche haben gelächelt, andere wurden selbst höflicher.
Tag 6–7:
Die Reaktionen wurden noch herzlicher. Es gab öfter ein „Danke“, ein kurzes Gespräch oder einfach ein Lächeln. Einige Menschen begannen sogar, selbst freundlich zu handeln – ganz ohne Aufforderung. Was uns besonders beeindruckt hat: Freundlichkeit steckt an. Wer etwas Positives erlebt, gibt es oft weiter. Zum Beispiel hat eine Frau, der wir die Tür aufgehalten haben, kurz darauf einem älteren Mann geholfen – ganz selbstverständlich. Solche kleinen Momente zeigen, wie stark Anstand wirken kann.

Unser Fazit: Anstand ist mehr als gutes Benehmen – er verändert das Miteinander. Schon kleine Gesten können einen Unterschied machen. Und manchmal reicht ein einfaches Lächeln, um den Tag eines anderen ein bisschen besser zu machen.

Karyna (17 Jahre) und Valeriia (18 Jahre) | BIKa, Ukraine

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EXPERIMENT

Anstand ist ansteckend.

20.12.2024 | Karyna und Valeriia, BIKa

Güte hat Grenzen

Ich habe immer geglaubt, dass Güte einen nicht schwächer, sondern stärker macht. Mein Herz war immer offen, voller Empathie und Mitgefühl für andere. Ich konnte es nicht ertragen, jemanden in Not zusehen, ohne zu helfen. Ich habe Türen geöffnet – auch für Menschen, die es vielleicht nicht verdient hatten. Ich konnte sie nicht draußen in der Kälte stehen lassen – einfach, weil ich zu viel Mitgefühl hatte .Meine Familie und ich sind mit dem Gedanken aufgewachsen, dass, wenn jemand an die Tür klopft, man ihn nicht draußen lassen darf. Wenn jemand in Not ist, sollte man ihm zur Seite stehen. Aber heute sehe ich: Für die Menschen hat es keinen Unterschied gemacht. Einige erkennen mich nicht einmal mehr, andere erinnern sich nicht einmal an die Hand, die ich ihnen gereicht habe.

Es ist kein Fehler, ein guter Mensch zu sein – aber es ist ein Fehler zu glauben, dass jeder diese Güte zu schätzen weiß. Ich habe diese Lektion auf die harte Tour gelernt – durch Menschen, die einst um Hilfe baten, aber sich heute nicht einmal mehr an mich erinnern. Für sie war meine Tür nur so lange offen, wie sie es brauchten. Lange Zeit habe ich gedacht, dass das Problem bei mir liegt. Vielleicht hätte ich noch mehr tun sollen, vielleicht war ich nichtgroßzügig genug. Doch nein – das Problem liegt bei den Menschen, die nur nehmen und nie etwas zurückgeben. Weder Respekt, noch Dankbarkeit, noch ein gutes Wort.

Die Lektionen, die ich gelernt habe: Nicht jeder verdient mein Mitgefühl – es ist nicht meine Pflicht, jedem zu helfen, besonders nicht denen, die meine Hilfe nur ausnutzen. Güte braucht Grenzen – ich will kein hartherziger Mensch werden, aber ich habe gelernt, dass meine Tür nicht für jeden offen sein kann. Respekt muss gegenseitig sein – wenn jemand meine Hilfe nicht schätzt oder mich nicht respektiert, gibt es keinen Grund, weiter Zeit und Energie in ihn zu investieren. Nicht jeder denkt so wie ich – für mich kommt Hilfe von Herzen, für andere ist sie nur ein Mittel zum Zweck.

Ich werde nicht aufhören, ein guter Mensch zu sein. Ich werde mein großes Herz nicht ändern, nur weil einige Menschen es nicht zu schätzen wussten. Aber heute weiß ich, wem ich meine Tür öffne und wem nicht. Ich werde mich nicht mehr ausnutzen lassen. Meine Güte ist keine Schwäche – sie ist eine Stärke. Aber eine Stärke, die ich ab jetzt mit Weisheit einsetze.

Nazmije | BIKb, 17 Jahre, Nordmazedonien

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ERFAHRUNG

Wenn das Herz groß ist, aber die Menschen klein.

01.04.2025 | Nazmije, BIKb

Ein persönlicher Brief

Es gibt Momente, in denen ich mich frage: Wofür bin ich gut, wenn es niemand sieht? Wenn ich ehrlich bin, obwohl es mir schadet. Wenn ich höflich bin, obwohl mir keiner dankt. Wenn ich für andere da bin – aber am Ende allein bleibe. Und dann erinnere ich mich: Anstand ist keine Bühne. Er ist eineEntscheidung, die im Stillen getroffen wird. Er lebt in den leisen Augenblicken, die keiner bejubelt. Er lebt in mir. Es ist leicht, freundlich zu sein, wenn alle zuschauen. Es ist leicht, gut zu handeln, wenn man dafür Lob bekommt. Aber was bleibt … wenn keiner da ist? Bleibe ich dann trotzdem ehrlich? Helfe ich, ohne gesehen zu werden? Verzeihe ich, auch wenn es keiner weiß? Ich habe gelernt: Anstand bedeutet, die Wahrheit zu sagen, selbst wenn sie mir das Herz zerreißt. Andere zu achten, auch wenn ich selbst verletzt werde. Mit Güte zu handeln, selbst wenn mir niemand dieselbe zurückgibt. Zu schweigen, wenn meine Worte Wunden reißen würden. Zu geben – einfach weil mein Herz es so will. Es bedeutet, einen Fehler einzugestehen, ohne dass es jemand fordert. Nicht zurückzuschlagen, auch wenn ich tief getroffen wurde. Jemanden zu beschützen, auch wenn ich dabei alleine dastehe.

Ich weiß … das sieht oft keiner. Aber ich sehe es. Und ich spüre: Genau das macht mich zu der, die ich bin. Denn in einer Welt, die manchmal kalt und laut ist, möchte ich lieber leise richtig handeln, als laut und leer wirken. Ich möchte jemand sein, auf den man sich verlassen kann – auch wenn es niemand merkt. Ich möchte ein gutes Herz bewahren – nicht für Applaus, sondern weil es richtig ist.„Anstand ist nicht, was du zeigst – sondern wer du bist, wenn niemand hinsieht.“ Und genau das bin ich. Und genau das will ich bleiben.

05.05.2025 | Diana, BIKa, 16 Jahre, Kosovo

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HALTUNG

Anstand im Verborgenen.

05.05.2025 | Diana, BIKa

Die Grundlage des Zusammenlebens

In jeder Gesellschaft gehören Anstand und Vertrauen zusammen. Sie sind wie zwei Seiten einer Münze. Ohne Anstand gibt es kein echtes Vertrauen. Und ohne Vertrauen hat Anstand keinen tiefen Sinn. Beide sind wichtig für ein friedliches und respektvolles Leben miteinander.

Anstand heißt nicht nur, höflich zu sein. Es bedeutet auch, dass man innerlich eine gute Einstellung hat – dass man ehrlich, freundlich und rücksichtsvoll mit anderen umgeht. Wer sich anständig verhält, zeigt dem anderen: „Du bist wichtig.“ So entsteht Vertrauen.

Vertrauen wächst, wenn Menschen ehrlich und fair zueinander sind. Vertrauen ist etwas sehr Empfindliches. Es braucht viel Zeit, bis es entsteht, aber es kann schnell kaputtgehen. Hier hilft Anstand – er schützt die Beziehungen, hilft bei Problemen und zeigt, dass man sein Wort hält. Ob in der Familie, unter Freunden oder bei der Arbeit: Wo Vertrauen ist, da ist auch Anstand.

Besonders in schwierigen Zeiten – wenn es in der Gesellschaft, in der Politik oder in der Wirtschaft Probleme gibt – brauchen wir Menschen, die sich anständig verhalten und Vertrauen geben. Ein gutes Wort, ein höfliches Verhalten oder eine ehrliche Entschuldigung können mehr helfen als viele Regeln.

Anstand und Vertrauen sind keine alten Ideen. Sie sind heute genauso wichtig wie früher. Wer sie lebt, zeigt innere Stärke – nicht Schwäche.

Karim | BIKc, 21 Jahre, Afghanistan

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HALTUNG

Anstand und Vertrauen

12.05.2025 | Karim, BIKc